2. Unbekannter Eindringling
Sie waren froh wieder zu Hause zu sein. Zuerst wurde der Holzkochherd eingeheizt, damit sie Wasser für ein Bad aufsetzen konnten. Als Quastel den Küchenofen einfeuern wollte, machte er eine merkwürdige Entdeckung. Er rief Quistel und sie schauten sich die Bescherung an. Vor dem Herd lagen Brotkrümel am Boden. „Wir haben Mäuse im Haus!“ stellte Quistel trocken fest. „Sie haben ihr Versprechen, sich nur im Tenn aufzuhalten, gebrochen. Ich muss mich anscheinend deutlicher ausdrücken.“ Gemeinsam liefen sie ins Tenn, aber da waren keine Mäuse zu finden, die waren verschwunden. Sonst tauchten sie sofort auf, wenn Quistel oder Quastel sie riefen, denn meistens gab es dann ein Stück Käserinde oder Speckschwarte. „Da stimmt etwas nicht,“ stellte Quastel beunruhigt fest und sie begaben sich schnell wieder in die Küche. Sie sahen in den Vorratsschrank und entdeckten, dass einige Packungen mit Lebensmitteln geöffnet worden waren. Ihr letztes Brot war verschwunden und manches stand nicht mehr an seinem Platz. Da hatte jemand alles sehr gründlich untersucht! „Wir müssen uns mal mit Sansibar unterhalten,“ meinte Quistel. Der grasgrüne Drachen versuchte gerade das Eichhörnchen von seiner Ungefährlichkeit zu überzeugen. Dieses zog es jedoch vor, sich in der hintersten Ecke seiner Baumhöhle zu verkriechen und sich ganz still zu verhalten. Gerne, so gerne wäre es auf Erkundungstour gegangen, aber als es den Drachen und die kleinen Flämmchen bei der Begrüssung gesehen hatte, bereute es fast sich für diese Höhle entschieden zu haben. „Ich werde hier verhungern“, dachte es, „ich werde nie mehr hier raus kommen!“ Es zitterte und dicke Tränen tropften auf sein Fell. Sehnsüchtig dachte es an sein früheres Zuhause. Zu allem war der Drache auch noch aufdringlich und versuchte mit ihm zu reden. Wenn er doch wenigsten weggehen würde! „Sansibar!“ hörte es Quistel rufen und war erleichtert, als sich der Drache entfernte. Das Eichhörnchen wartete noch eine Weile, bis es wagte den Kopf aus der Baumhöhle zu strecken. Draussen war es schön, dies stimmte es wieder etwas zuversichtlicher. Es sah, wie Quistel und Quastel vor dem Haus mit Sansibar redeten. „Wer war im Haus?“ fragte Quistel mit vorwurfsvoller Stimme. „Niemand, ich habe keinen gesehen und ich war die ganze Zeit hier. Was ist passiert? Ist etwas verschwunden?“ fragte Sansibar erschrocken. Quistel und Quastel mussten immer aufpassen, wenn sie vor Sansibar standen. Manchmal, wenn der Drache aufgeregt war, und das war er immer, wenn er sich für etwas verantwortlich fühlte, kamen kleine Flämmchen aus seinem Maul. „Irgend jemand hat die Vorräte durchsucht, von verschiedenen Sachen gegessen und im Tenn sind keine Mäuse mehr. Da muss doch etwas vorgefallen sein!“ erklärte Quastel. „Jetzt, wo du das sagst,“ antwortete der Drache verstört, „ja, seit einer Woche habe ich keine Maus mehr gesehen. Aber ich habe wirklich niemanden bemerkt.“ Bala kam völlig aufgebracht
angerannt und sprach so schnell und ohne Pause, dass man sie fast nicht
verstehen konnte:
„IchhabeüberallrumgeschnüffeltaberdagibteseinProblemimmerwennichdasGefühlhattejetzthabeicheineSpurgefundendannrochesgan „Bala, warte!“ rief Quistel, „was ist das für ein scharfes Gewürz?“ „Kenn ich nicht, noch nie gerochen!“ rief sie zurück und war im Haus verschwunden. „Also, ich habe ganz sicher niemanden reingelassen!“ sagte Sansibar und eine richtige Flamme schoss aus seinem Maul. „Beruhige dich! Wir machen dir doch gar keinen Vorwurf.“ sagte Quastel besänftigend und wirklich, Sansibar schien sich ein bisschen zu abzuregen. Quistel stellte nachdenklich fest: „Also, da haben wir es ja mit jemand ganz Geschicktem zu tun. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wer das sein könnte.“ Auch nach einer weiteren Stunde des Überlegens, Suchens und Schnüffelns waren sie keinen Schritt weiter. Sie beschlossen, das Ganze vorläufig ruhen zu lassen und sich erst einmal ein ausgiebiges Bad zu gönnen. Als Quastel später das Abendessen zubereitete, stellte er fest, dass auch zwei kleine Töpfe benutzt worden waren. Der unbekannte Gast hatte sogar gekocht! Dadurch war klar, dass es sich weder um Mäuse, Ratten noch sonst ein Tier handeln konnte. Aber ein Mensch konnte es auch nicht sein, denn den hätte Sansibar ganz sicher gesehen. Die Geschichte wurde immer rätselhafter. Quastel setzte Wasser für Teigwaren auf und öffnete ein Glas mit selbstgemachter Tomatensauce. Es duftete in der ganzen Küche, als er diese erwärmte. Quistel war noch mal ins Tenn gegangen um zu schauen, ob inzwischen eine Maus aufgetaucht sei, und Quastel holte hinter dem Haus neues Holz für den Ofen. Als er zurückkam, traute er seinen Augen nicht, neben dem Kochtopf lag ein Teelöffelchen, an dem Tomatensauce klebte. Zudem stieg ihm ein unbekannter, wunderbarer Duft in die Nase. Vorsichtig probierte Quastel die Sauce und es verschlug ihm die Sprache. So etwas Gutes hatte er lange nicht gegessen!
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