Ganz hinunter kam es nicht, aber es setzte sich auf Willis untersten Ast und wollte wissen, ob sie nicht doch noch einen besseren Namen als Angsthörnchen wüssten.

„Wie wäre es mit Nüsschen?“ fragte Bala, „das würde doch passen.“

„Nüsschen, nein!“ meinte das Eichhörnchen. „Du heisst auch nicht Knöchelchen, nur weil du gerne Knochen frisst.“

Natürlich fielen ihnen noch viele Namen ein, aber keiner passte so richtig.

Plötzlich hörten sie eine ganz leise Stimme: „Brauna, - Brauna, das wäre doch ein schöner Name!“

Allen war sofort klar, dass dies der richtige Name war. Aber wer hatte da gesprochen? Die Stimme kam vom Haus her, doch sie konnten niemanden entdecken.

„Da, oben auf dem Dach!“ rief Quistel.

Und wirklich, auf dem Giebel sass der Wichtel und liess die Beine baumeln.

„Oh, danke für den wunderschönen Namen!“ rief Brauna ganz gerührt, „willst du nicht zu mir kommen? Ich möchte dich sooo gerne kennenlernen.“

Brauna hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da war der Wichtel das Dach herabgerutscht. Er balancierte auf der Dachrinne entlang bis zum Ablauf und kletterte behende daran hinunter. Flink, so dass man es fast nicht sehen konnte, rannte er zu Willi, kletterte den Stamm hinauf und setzte sich neben Brauna.

Quistel, Quastel und Bala starrten zu dem Wichtel hinauf und wussten nicht, was sie sagen sollten.

„Hallo Brauna,“ begrüsste der Wichtel das Eichhörnchen, „hast du auch einen Namen für mich?“

„Ich würde dich gerne Wi nennen, wenn’s dir recht ist,“ antwortete Brauna.

„Wi, ja Wi, das gefällt mir,“ sagt der Wichtel zum Eichhörnchen und an Quistel, Quastel und Bala gerichtet fuhr er fort: „Hallo zusammen, ich bin Wi und wer seid ihr?“

„Ich bin Quastel, das ist mein Bruder Quistel, die Hündin heisst Bala, der Baum, auf dem du sitzt, heisst Willi und der Drache dort hinten an der Hausecke ist Sansibar.“ bekam er zur Antwort.

„Ich möchte euch fragen, ob ich eine Weile unter eurem Dach leben dürfte. Die kalte Jahreszeit ist nicht mehr so weit entfernt und ich brauche einen sicheren Platz zum Überwintern und wer weiss, vielleicht könnte ich euch auch noch nützlich sein.“

Nur ganz kurz schauten Quistel und Quastel einander an, bevor freudig zustimmten.

Natürlich wollten jetzt alle mehr über Wi erfahren, vor allem, wie er gerade zu ihnen ins Haus gekommen war.

So begann der Wichtel zu berichten: „Ich reise seit vielen, vielen Jahren durch die Welt auf der Suche nach einem Platz, an dem ich mich niederlassen möchte. Ich war schon in Adras und in Then, ich war in Uerich und in Msterdam und an vielen anderen Orten, doch nirgends habe ich einen Platz gefunden, an dem bleiben wollte oder konnte. In Adras habe ich über zwei Jahr bei einem Gewürzhändler gelebt, den alle nur den Gewürzmann nannten. Er hat mir ganz besondere, seltene Gewürze gezeigt und ihren Gebrauch erklärt. Dort wäre es wirklich schön gewesen, aber der Gewürzmann war viel auf Reisen, an denen ich nicht teilnehmen konnte. Als er sich wieder einmal auf eine Einkaufsreise begab, verabschiedete ich mich und zog weiter. Ich bin mit einem grossen Schiff nach Talien gefahren, nur der Kapitän und der Koch wussten von meiner Existenz. Und so bin ich auch in eure Nähe gekommen, denn der Kapitän wohnt nur eine gute Tagesreise von hier entfernt. Im Hafen habe ich dann von einer alten Möwe erfahren, dass irgendwo da draussen im Wald, auf einer grossen Wiese, ein Drache wohnen soll. Ich bin noch nie einem Drachen begegnet und da wurde ich neugierig. So bin ich in dieses Haus gekommen und habe mich eingeschlichen. Die Einzigen, die mich bemerkt haben, waren die Mäuse und die flüchteten, weil sie Angst vor Wichteln haben.“

Während Wi so erzählte stellte Quastel fest, dass es langsam kühler wurde, denn die Sonne war untergegangen. „Wollen wir nicht ins Haus gehen, du kannst uns ja drinnen weitererzählen.“ schlug er vor, doch damit waren Willi und Sansibar nicht einverstanden, denn auch sie wollten genau hören, was der Wichtel zu erzählen hatte. Wi schlug deshalb vor: „Weiteres aus meinem Leben kann ich euch dann morgen erzählen, wenn wir draussen wieder in der Sonne sitzen können.“ Er bot ausserdem an, für diesen Abend das Kochen zu übernehmen.

Das brauchte er Quistel und Quastel nicht zweimal vorzuschlagen.

Kaum in der Küche, begann Wi zu organisieren. Quastel musste Holz nachlegen und Quistel Bratbutter, Kartoffeln, grosse Zwiebeln und Speck aus der Vorratskammer holen.

Bevor sie sich versahen, schwammen die Kartoffeln sauber geputzt im gesalzenen Wasser, fein gewürfelter Speck brutzelte in einer Bratpfanne, die Zwiebeln waren geschält und in dünne Scheiben geschnitten.

Die Speckschwarte hatte Wi Bala zugeworfen. Diese freute sich riesig und der Wichtel war in ihrer Achtung gleich um mehrere Stufen gestiegen.

Nun mussten die Kartoffeln eine Weile kochen und Wi nutzte die Zeit und erklärte: „Dieses Gericht wird euch schmecken. Ich habe es in der Cheitz kennen gelernt und man nennt es dort Zwibäläröschti. Das ganz Besondere dabei ist, dass man sie mit Quendelblättchen würzt.“

Quistel und Quastel schauten ihn fragend an.

Wi öffnete eines der vielen Beutelchen, welche an seinem Gürtel hingen, und entnahm ein paar Blättchen. „Die habe ich weit oben in den Bergen gefunden. Die Pflanze heisst Quendel oder Feldthymian und enthält mehr als 2% ätherisches Öl. Ich brauche sie meistens als Gewürz, doch man kann sie auch für desinfizierende Umschläge, zum Inhalieren, zum Gurgeln oder auch für Tee verwenden. Die Blättchen habe ich im Schatten getrocknet.“

 

 

 

 

 

 

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