Am Mittag des vierten Tages stellten Quistel und Quastel fest, dass jetzt wirklich genug Holz hergeschleppt worden sei.

Brauna bat Wi, ihr beim Nüsse sammeln zu helfen. Der Wichtel war mit Begeisterung dabei und fragte Sansibar: „Kommst du mit? Von deinem Kopf aus könnte ich die Nüsse von den höchsten Ästchen herunterholen.“ So machten sie sich zu dritt auf den Weg.

Quistel und Quastel sägten und sägten, stapelten und stapelten und so war der Haufen dürrer Bäume schon ein bisschen kleiner geworden. Dafür war der Nusshaufen um so grösser, so gross, dass das Eichhörnchen einen Teil vergraben musste, denn in der Baumhöhle war beim besten Willen kein Platz mehr.

Am Abend zogen Wolken auf und am Morgen regnete es in Strömen. Zum Glück war es Quistel und Quastel in den Sinn gekommen, den Holzhaufen mit einer grossen Plane abzudecken. An Holzsägen war heute nicht zu denken.

Sie sassen am Küchentisch und überlegten, was vor dem Winter noch alles zu erledigen sei.

„Wir müssen die Vorfenster vom Dachstock holen und einhängen.“ sagte Quistel und Quastel ergänzte: „Wir müssen auch noch Vorräte im Dorf einkaufen.“ „Und zum Gemüsegarten sollten wir auch noch schauen.“

„Und ich muss eine bequemere Schlafgelegenheit finden,“ stellte Wi fest, „auf dem Boden ist es auf die Dauer nicht so gemütlich.

Quistel und Quastel schauten sich verdutzt an. Wi verschwand am Abend einfach und sie hatten gar nicht darüber nachgedacht, wo er die Nächte verbrachte.

„So kann das nicht bleiben!“ platzte Quastel heraus, „wir bauen für dich ein Bett!“

„Ich brauche kein Bett, nur einen Sack mit Heu oder so,“ antwortete der Wichtel. Doch er konnte sagen was er wollte, Quistel und Quastel bestanden darauf, dass er ein ordentlich gezimmertes Bett bekommen sollte.

„Du bekommst eins und zwar sofort!“ beendete Quastel die Diskussion.

Der Wichtel folgte den beiden Jungen. Sie gingen durchs Tenn und stiegen ein kleines Treppchen hinauf. Quastel öffnete eine laut knarrende Türe. Erst als Quistel eine Petroleumlampe entzündet hatte, konnte Wi sehen, dass sie sich in einer sauber aufgeräumten Werkstatt befanden, und er entdeckte verschiedene Werkzeuge zur Holzbearbeitung.

Er musste sich mitten im Raum auf den Boden legen und Quistel markierte seine Grösse mit Holzklötzchen.

„Jetzt verschieben wir die Hölzchen in der Länge und der Breite ein wenig und schon haben wir die Grösse von deinem Bett.“ erklärte Quistel.

Die Bretter waren schnell ausgesucht , doch das Zurechtsägen, Schleifen und Verzieren mit einfachen Schnitzereien dauerte mehrere Tage.

In den Nächten schlief der Wichtel nun auf einer grossen zusammengefalteten Wolldecke.

Eines Abends war es im Haus eiskalt, denn sie hatten über das Werken nicht nur die Zeit, sondern auch das Heizen vergessen. Schnell wurden die Öfen eingefeuert. Spät abends musste Quistel nochmals Holz holen und stellte danach besorgt fest: „Willi und Brauna sind nicht hier, vielleicht wurzelt sich der laufende Baum schon heute fest. Dies wird sicher die kälteste Nacht, die Wolken haben sich verzogen und der Himmel ist sternenklar.“

„Das hätte er uns mitgeteilt,“ meinte daraufhin Quastel beruhigend, „wahrscheinlich verbringt er nur die Nacht am Waldrand,“ und fügte noch hinzu: „Wenn es wirklich so kalt werden sollte, müssen wir den Wasserhahn in der Küche noch ein wenig aufdrehen, damit uns das Wasser nicht einfriert.“

Die Nacht war wirklich eisig gewesen, denn am Morgen waren die Wiesen vor dem Haus weiss. Der Raureif glitzerte auf den Grashalmen, aber auch an den Ästen der Bäume und Sträucher. Als sich der Nebel lichtete und die Sonne in die Eiskristalle schien, standen Quistel, Quastel Bala und Wi am Fenster und betrachteten fasziniert das Funkeln. Wi stiess plötzlich einen kleinen Schrei aus und zeigte mit dem Finger in Richtung der alten Tanne. Von dort kam Willi mit grossen Schritten angelaufen, weiss von zuoberst bis zuunterst. Bei jeder Bewegung löste sich eine Wolke flimmernden Reifes, welcher langsam vom Wind davongetragen wurde und im Sonnenschein in allen Farben des Regenbogens blitzte und blinkte. Es sah zauberhaft aus.

Willi blieb vor dem Haus stehen, Brauna kletterte flink den Stamm hinunter und sprang zur Haustüre. Quistel trat nach draussen zu Willi und fragte ihn, ob etwas passiert sei. „Nein, ich wollte nur melden, dass ich heute meine Wurzeln in den Boden strecke, und weil das ein besonderer Tag für mich ist, möchte ich euch einladen einen Teil dieses Tages mit mir gemeinsam zu verbringen. Ich habe mir gedacht, ihr könntet auf der Wiese ein Feuer machen, damit ihr nicht frieren müsst.“

Brauna war ins Haus gesprungen und hatte die freudige Mitteilung schon an Quastel, Wi und Bala weitergeleitet, so dass alle gemeinsam dem Vorschlag begeistert zustimmten.

„Wir werden im Laufe des Nachmittags rüber kommen und das mit dem Feuer ist eine wunderbare Idee“, meinte Quistel noch.

Das Eichhörnchen rief Willi zu: „Ich bleibe noch und komme dann heute Nachmittag mit Bala zusammen wieder zu dir!“

„Wer geht wann, wieso, wohin?“ wollte Sansibar wissen, der ganz verschlafen aus dem Tenn schaute. Quastel, welcher gerade Baumdünger in zwei grossen Kübeln mit Wasser auflöste, rief Sansibar zu: „Willi wurzelt sich heute fest, wir gehen zum Waldrand und machen ein Feuer.“

„Sofort?“ fragte Sansibar verdattert, der eigentlich gerne noch ein wenig geschlafen hätte, und war sehr erleichtert, als er hörte, dass sie erst am Nachmittag gehen würden,.

Willi setzte in jeden Kübel eine Wurzelspitze und sog das nährstoffreiche Wasser auf: „So eine Stärkung kann ich jetzt wirklich gut gebrauchen, denn das Anwurzeln kostet viel Kraft.“ Nachdem er noch sechs weitere Eimer geleert hatte, machte er sich auf den Weg zur Tanne. Der letzte Raureif fiel von den Ästen, als er losmarschierte.

 

 

 

 

 

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